Der Zweite Weltkrieg brachte im besetzten Luxemburg mehrere Gruppen von Auswanderern und Auswanderinnen zusammen, deren Wurzeln im Zarenrussland lagen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die Stahlindustriearbeiter aus dem damals russischen Polen, während sich auch jüdische Kaufleute aus der Ukraine ansiedelten, die von den Pogromen flohen. Nach dem Ersten Weltkrieg vergrößerte sich die Gruppe durch die ehemaligen Kriegsgefangenen und nach der Oktoberrevolution von 1917 durch die politischen Flüchtlinge, öfters Angehörige der s.g. Weißen Garde, aus dem Russischen Reich. Mit der Besatzung Luxemburgs vervollständigte sich die ethnisch, politisch und religiös bunte russische Diaspora mit den Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen aus der Sowjetunion. Die NS-Besatzer haben die Stellungen neu definiert und die einen in dieser Gruppe verwandelten sich in die Jäger und die anderen – in die Gejagten. Menschen mit denselben Geburtsorten und Dialekten des Russischen landeten dies- und jenseits des Stacheldrahts der zahlreichen Arbeitslager im Süden Luxemburgs.
Dr. Inna Ganschow profilierte sich als Geschichtsjournalistin im Bereich russische Geschichte des 20. Jahrhunderts durch ihre Recherche beim ZDF und die Publikationen im Luxemburger Wort. Aktuell ist sie tätig als Migrationsforscherin am Zentrum für Zeitgeschichte und digitale Geschichtswissenschaften C²DH der Universität Luxemburg.
Vortrag in deutscher Sprache.
Donnerstag, 8. Oktober 2020
19.00 - 20.30 Uhr
Nationalbibliothek
37D, avenue John F. Kennedy
L-1855 Luxembourg
Anmeldungen bis zum 2.Oktober 2020 unter: reservation@bnl.etat.lu.