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“Notschrei eines Automobilisten” oder die Herausbildung des Kfz-Handwerks in Deutschland

Der folgende Beitrag beschreibt die Entwicklung des deutschen Kfz-Gewerbes in der Zwischenkriegszeit. Dazu untersucht er die soziale Praxis des Autoreparierens nach dem Ersten Weltkrieg und insbesondere die Herausbildung des selbständigen Kfz-Handwerks in den 1930er Jahren. Von besonderem Interesse ist dabei das spannungsgeladene Verhältnis zwischen Automobilbesitzern und Mechanikern, sowie die konfliktreiche Beziehung zwischen spezialisierten Kfz-Mechanikern und den sogenannten Ad-hoc-Mechanikern. Erkenntnisleitendes Interesse ist dabei die Frage, wie sich im Untersuchungszeitraum die gesellschaftliche Zuschreibung von Reparaturkompetenz wandelte. Kernthese ist, dass sich in den 1930er Jahren die Regeln des Reparierens wandelten. Während die bürgerlichen Selbstfahrer nach dem Ersten Weltkrieg zunächst als dominante Akteure auftraten, die erfolgreich umfassende Fahrkompetenzen unter Einschluss des Reparierens für sich reklamierten, erlangten mit der Professionalisierung des Kfz-Handwerks die Kfz-Meister eine neue Autoritätsstellung. Ihre neue Konsekrationsmacht nutzten sie, um sowohl den Ad-hoc-Mechanikern als auch den Automobilisten ihre Reparaturkompetenz abzusprechen und beide Gruppen von der sozialen Praxis des Reparierens auszuschließen.

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