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Die Erfindung der automobilen Stille: eine kurze Geschichte des Automobil-Sounddesigns

In den 1990er-Jahren haben zahlreiche US-amerikanische und europäische Automobilhersteller eine Reihe von Fernsehspots veröffentlicht, die sich ausschließlich dem Sound ihrer Wagen widmen. Insbesondere die akustische Stille im Wageninneren wurde als eine herausragende Eigenschaft beworben: Mit dem Zufallen der Wagentür würden gleichsam Hektik und Lärm des Alltags ausgeschlossen, weshalb der genervte Autofahrer oder die gestresste Autofahrerin im Auto endlich zur Ruhe kommen könne. So lautete zumindest unisono das Reklameversprechen. Diese widersprüchlich anmutende Botschaft – ist doch die vorherrschende Lärmursache im städtischen Bereich gerade das fahrende Automobil, das hier als stiller Zufluchtsraum dargestellt wird – ist allerdings keineswegs neu. Vielmehr beschäftigen sich Automobilingenieure und Automobiljournalisten bereits seit rund 100 Jahren mit der klanglichen Gestaltung des Automobils: speziell mit der Klangkulisse des Wageninneren. Ein erster Blick in alte Automobilzeitschriften zeigt, dass bereits in den 1920er-Jahren die automobile Stille ein von den Automobilherstellern gerne gepriesenes Qualitätsmerkmal ihrer Fahrzeuge war. Ein zweiter Blick zeigt zudem, dass automobile Stille sogar im Plural diskutiert wurde, da zeitgenössisch drei verschiedene Arten unterschieden wurden: mechanische Stille, komfortable Stille und aristokratische Stille. Die Herausbildung und Bedeutung dieser drei Arten automobiler Stille stehen im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen.

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