Die Geschichte des Reparierens wird meist als Niedergangsgeschichte erzählt: Das sich wandelnde Verhältnis zwischen Anschaffungs- und Reparaturkosten von Konsumgütern hätte dazu geführt, dass immer weniger repariert wurde und private Konsumenten stattdessen direkt neue Geräte angeschafft hätten. Als Wendepunkt hin zur sogenannten Wegwerfgesellschaft werden für Westeuropa die 1970er und 1980er Jahre genannt. Am Beispiel Luxemburgs soll der Wan- del des Reparaturfeldes für diesen Zeitraum näher untersucht werden. Dazu werden statistische Erhebungen zur Entwicklung von Reparaturgeschäften und zu den Ausgaben Luxemburger Haushalte untersucht. Dabei zeigt sich, dass in den 1970er und 1980er Jahren die Zahl der Reparaturgeschäfte leicht zurückging, die Anzahl professioneller Reparateure aber nur stagnierte bzw. sogar leicht anwuchs. Auch die Haushaltsausgaben weisen darauf hin, dass in den 1980er Jahren mehr Geld für die Reparatur von Konsumgütern ausgegeben wurde als in den Jahrzehnten davor. Gleichzeitig zeigen die Haushaltsausgaben eine Umschichtung der Reparaturausgaben von der Reparatur von Kleidung und Schuhen hin zu Kommunikations- und vor allem Transportgeräten. Das heißt, es gab eine Art Reparaturparadox: Entgegen des Niedergangsnarrativs wurde Ende der 1980er Jahre mehr für Reparaturen ausgegeben als zuvor, aber diese Ausgaben konzentrierten sich auf einige wenige teure und langlebige Konsumgüter.
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