Die Sicherheitsvorstellungen in der Bundesrepublik standen im Kalten Krieg im engen Zusammenhang mit den Vorstellungen der sowjetischen Sicherheitspolitik. Die sowje- tische Sicht von europäischen Sicherheitsfragen, darunter die »deutsche Frage«, wurde in der Bundesrepublik Deutschland allerdings durch die schwierigen Kommunikations- möglichkeiten, aber auch wegen des Mangels an Vertrauen gegenüber den sowjetischen Quellen verzerrt. Angesichts des vorherrschenden Misstrauens, das die Lösung der deutschen Frage in den Augen mancher westdeutscher Akteure der außenpolitischen Diskussion behinderte, kam es zu Bemühungen, das Verhältnis von Vorurteilen zu be- freien. Durch »neutrale« wissenschaftliche Analysen und spätere direkte Kontakte mit sowjetischen Experten wollte man ermöglichen, glaubwürdige Kenntnisse über die Si- cherheitskultur der Sowjetunion zu gewinnen.Diese Entwicklung lässt sich anhand der Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Aus- wärtige Politik (DGAP) mit ihrer Studiengruppe »Ost« und der bilateralen Gespräche mit dem Moskauer Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen (Институт мировой экономики и международных отношений, IMEMO) gut nachvollziehen, be- sonders weil sich dort die Träger der verschiedenen Einstellungen der westdeutschen Gesellschaft gegenüber der Sowjetunion außerhalb der Öffentlichkeit austauschen konnten. Zudem zeigen die Unterredungen, die an Empathie orientiert waren, das Streben nach Vertrauensaufbau.
Afficher cette publication dans notre dépôt institutionnel (orbi.lu).